Black Ferk Studio


Judith Schoßböck

Das "Black Ferk Studio" ist ein Kunst- und Wissenschaftskollektiv, welches Matthias Mollner und Judith Schoßböck 2021 gründeten. Beide schreiben dazu auf ihrer Website, dass ihre Entscheidung zum Aufbau des Studios mit der schweren neuroimmunologischen Erkrankung ME/CFS, die bei Judith zu einem hohen Grad an Behinderung führte, fiel. Durch die Krankheit wurde Judith bettlägrig, stark kognitiv und körperlich beeinträchtigt und musste daher ihren beruflichen Schwerpunkt als Wissenschaftlerin radikal verändern. Das Zeichnen wurde dabei beinahe das Einzige, worüber sie sich bis heute überhaupt noch ausdrücken kann.

In diesem Terror dann überhaupt noch eine Ausstellung zu versuchen, ist eigentlich kompletter Wahnsinn– so nur einer der Gedanken, die Judith Schoßböck und Matthias Mollner durch den Kopf gingen, als sie im Herbst 2021 beschlossen, ihren persönlichen Schicksalsschlag in die Kunst zu übersetzen – als Verarbeitung des Erlebten und als intimer Einblick in eine stille und unsichtbare Welt, in der "Millionen vermisste Menschen" (#MillionsMissing) ihre wenigen Energiereserven für das tägliche (Über-)Leben und mehr Anerkennung mobilisieren. Eine Krankheit, die dem vorherrschenden Motivations- und Leistungsdenken diametral entgegensteht, da sie Aktivität und Anstrengung mit eine Zustandsverschlechterung bestraft.

Vernissage CRASH! in der Künstlerhaus Factory Wien

Trotz aller anfänglichen Bedenken wurde im August 2023 die Ausstellung "CRASH in der Wiener Künstlerhaus Factory tatsächlich real. In ihr reflektierten Judith Schoßböck und Matthias Mollner zusammen mit weiteren betroffene Künstler:innen und Kreativen die mit ME/CFS verbundene Lebensrealität. Kunst zu schaffen, erhält in diesem Zusammenhang bis heute eine besondere Bedeutung, da sie für Betroffene auch eine riskante, mit körperlichen Folgen verbundene Betätigung immer bleiben wird. Denn die meist vorhandene extreme Reizempfindlichkeit macht jede Aktivität oder Teilnahme an einer Gemeinschaft zu einer besonderen Herausforderung. Ein Symposium zu ME/CFS, das am 18.08. im Rahmen besagter Ausstellung CRASH! in der Künstlerhaus Factory stattfand, ist nun auch auf dem neuen Black Ferk Studio Youtube Kanal online zu finden. | Fotos: Black Ferk Studio

Es bleibt übrigens eine gute Idee, das Black Ferk weiter zu füttern! Denn mit der Unterstützung vieler können verborgene Talente noch stärker ins Rampenlicht rücken und eine der am wenigsten sichtbaren Personengruppen so viel mehr Anerkennung erfahren. || Über das "Black Ferk Studio" | News und Projekte | Galerie | Über ME/CFS | Bibliothek | Unterstützen | Kontakt | LeseTipp: 140 oder das Wunder im Backstage Bereich

Screenlink | Ab 20'18'' ein Beitrag zu "Wien's Anatomy"

Auch sei noch mal an die 3sat-Sendung "Kulturzeit" vom 19. Oktober 2022 erinnert. Denn in diesem Beitrag wurde u. a. auch von einer Theater-Regisseurin - selbst Mutter einer schwersterkrankten jungen Frau - berichtet, die nicht wegschaut und nicht müde wird, mithilfe ihrer Möglichkeiten drauf zu verweisen, dass wir uns nicht von dem, was uns umgibt, einfach mal so entkoppeln können. Und deshalb bringt Karen Breece mit ihrem Stück "Wien's Anatomy" am Volkstheater Wien Geschichten von Menschen auf die Bühne, die durch die schwere Multisystemerkrankung ME/CFS isoliert, die abgeschottet von der Außenwelt hinter verschlossenen Türen dahin vegetieren und gesellschaftlich zu verschwinden scheinen. In das Theaterstück mit Schauspieler:innen und Betroffenen integriert die Regisseurin über ein Video auch die betroffene Judith Schoßböck. Ursprünglich als Therapie gedacht waren es die Kunst und das Zeichnen, die Judith zusammen mit dem Künstler Matthias Mollner gemeinsame Projekte entwickeln ließen. Wobei sicher das gemeinsame Kunst- und Wissenschaftskollektiv "Black Ferk Studio" das derzeit Wichtigste sein dürfte. Auch cre-aktiv möchte darauf aufmerksam machen und mit einigen wenigen Ausschnitten aus der "Black Ferks Kunstschau" die Neugierde wecken. Sollte dabei etwas besonders gut gefallen, ist über das Black Ferk Studio ein Bilderwerb möglich. Damit kann dann nicht nur die künstlerische Arbeit des Studios unterstützt werden, sondern auch die nötige Anerkennung für eine der am wenigsten sichtbaren Personengruppen in unserer Gesellschaft geschaffen werden. Einige wenige Zeichnungen von Judith Schoßböck aus Black Ferk Kunstschau:

Matthias Mollner

„Wenn man sich im #MEcfs-Schwerespektrum nach unten bewegt, gibt es einen Punkt, an dem man zu zerbrechlich wird, um der Qual, die in einem vorgeht, Ausdruck zu verleihen. Die Krankheit gibt es vor. Und so kannst du auch dann friedlich wirken, wenn du dich wie sterbend fühlst.“: Schmerzporträts

Judith Schoßböck

„Schwerwiegende Krankheiten wie ME/CFS oder ein Liquorleck definieren und verändern jeden Kern deiner Existenz, jede Zelle deines Körpers, und sie beeinträchtigen dein Gehirn auf eine Weise, die für den Durchschnittsmenschen kaum vorstellbar ist. ": Sumpf Charakter

Matthias Mollner

“Energie gibt Menschen und allen Tieren Leben. Man könnte ME/CFS definieren, indem man es Abwesenheit von Leben nennt. Je schwerer man ME/CFS hat, desto weniger lebendig ist man. Patienten mit schwerem ME/CFS stehen buchstäblich an der Schwelle des Todes.": Long Life Power

Auch die Zukunft von Judith und Christina Baltais sowie Millionen anderer an ME/CFS-Erkrankter hängt nach wie vor von Fortschritten in der Forschung ab. Und dass Kunst beitragen kann, das Bewusstsein für diese noch weitgehend unerforschte Krankheit zu schärfen, wurde auch Christina aus Kanadas bald klar. Denn auch ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf ihrer zutiefst bewegenden Gemälde, Collagen, Fotografien und Kunstvideos kommen inzwischen als Spenden der Forschung zu ME/CFS zugute. Auch Christinas Kunstwerke sind ganz direkt von ihren Erfahrungen inspiriert, die sie bereits seit ihrem 20. Lebensjahr selbst mit ihrer ME/CFS-Erkrankung machen musste. Über ihre visuellen Werke hofft auch Christina, Momente und Gefühle besser transportieren zu können, als jene jemals in Worte zu fassen wären - aber bei Betrachter:innen zumindest Gefühle des Nachempfindens auslösen können.

Auch Christina fing eines Tages an, ihre Kunst in die sozialen Medien zu stellen. Das erst machte es möglich, sich weltweit mit Menschen zu verbinden, mit denen sie sich, aber auch andere sie sich mit ihr identifizieren konnten und können. Christina Baltais Collagen, Fotografien u. v. a. bei Instagram