Barbara Loftus


The posthumous family Portrait | © Annie Mendelow | Klick: Q&A with Barbara Loftus | 'Across the Land and the Water' | Britons in Berlin 2021

"Eine kreative Reise beginnt innerhalb der Atelierwände und wird zum Akt der malerischen Wiederinbesitznahme des imaginären Lebens von Familienmitgliedern, die nur durch Fotografien und Briefe bekannt sind."

Barbara Loftus ist eine englische Künstlerin mit Berliner Wurzeln. Basierend auf Kindheitserinnerungen ihrer Mutter Hildegard hat sie das Leben ihrer assimilierten jüdischen Großeltern Herta und Sigismund Basch vor 1933 nachempfunden. Erstmals zu sehen war der Einbruch von Schrecken und Terror in das gutbürgerliche Schöneberger Wohnidyll mit Machtantritt der Nazis in einer Ausstellung im Berliner Emphraim-Palais 2013: "Lieder ohne Worte – Bilder der Erinnerung"

Hildegards Eltern und ihr Bruder wurden am 14. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert. Barbara Loftus' Mutter überlebte in Großbritannien. Und erst im hohen Alter erzählte sie ihrer Tochter von diesen Vorgängen und Ereignissen.

Ausgangspunkt für das aktuell wohl persönlichste Projekt von Barbara Loftus bildeten die späten Erzählungen ihrer Mutter Hildegard Basch über ihre Berliner Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg. Der 272 Seiten umfassende Schuber basiert auf 25 Jahren Forschung über das verlorene deutsch-jüdische Erbe und enthält eine Vielzahl von Kunstwerken, Filmstills, Fotografien und kontextbezogenem Material. Veröffentlicht wurde das Werk in England im Jahr 2022 von Scrutineer Publishing, auf dessen Website es auch eine Sonderseite erlaubt, mehrere Blicke in die künstlerisch gestalteten beiden Bücher zu werfen. Das unter der Überschrift: The Bureaucracy of Terror | An Exhumation, von Barbara Loftus


"Wir waren zu Hause, nur wir beide“, sagt Barbara Loftus. "Meine Mutter - damals war sie schon 85 Jahre alt - schaute auf den Porzellanschrank neben uns und fing plötzlich an, über den Tag zu sprechen, an dem die SA das Porzellan beschlagnahmte. Ich war so schockiert, dass ich das Gefühl hatte, etwas tun zu müssen." Barbaras Mutter hatte bis dahin noch nie über ihre Kindheit und Jugend oder über ihre Familie überhaupt gesprochen, weil Barbaras Vater, ein irischer Kommunist, vehement antizionistisch war.

Seither wurde es für Barbara Loftus zu einem regelrechten Zwang, so viel wie möglich über das frühere Leben ihrer Mutter, das Tiergartenhaus, in dem sie lebte, und die Familienmitglieder, die später starben, zu erfahren.

In ihrer tief bewegenden Arbeit bewohnt Barbara die Welt, in der die Mutter lebte, grafisch und erlebt dadurch stellvertretend einen Teil ihres Leidens. Und durch eine Reihe visueller Erzählungen in Form von Gemälden, grafischen Sequenzen und Büchern konstruiert Barbara Loftus eine visuelle Interpretation des generationsübergreifenden Gedächtnisses.


So zeigt die Künstlerin seit 2019 in ihrem Film "Across the land and the water" | "Über Land und Wasser | Die zwei Reisen der Familie Basch" die sowohl glücklichen, aber auch so tragischen Erfahrungen ihrer Mutter Hildegard mit Berlin-Grunewald. Nicht zuletzt die Erinnerungen an die Zeit, als ihre Mutter Mitglied der Berliner Wandervogel-Gruppe war; die jungen Leute damals oft in den Grunewald ausschwärmten. Genau zu dem Ort, von dessen Bahnhof aus später Juden in den Osten deportiert wurden, so wie damals auch ihre eigene Familie. Website | Barbara Loftus| EN



Am 11. Juni 2021 organisierten Studierende des “Centre for British Studies” anlässlich des Starts der Website eine Online-Filmprojektion samt einer Frage-und-Antwort-Runde mit der figurativen Malerin und Filmemacherin Barbara Loftus: british-berlin.com/extra/film/




"Fractured Worlds" ist eine Interviewreihe mit Beiträgen von Flüchtlingen der ersten und zweiten Generation aus dem nationalsozialistischen Europa. Die Interviews wurden von Andrew Snell mit Unterstützung von Eileen Hughes gefilmt. So auch das Interview mit Barbara Loftus im Jahr 2019.




Wir waren Nachbarn | Biografien jüdischer Zeitzeug*innen - u. a. von Hildegard Basch