MediaBox | LeseBuch


Unter dieser Rubrik finden Sie LeseTipps für unterschiedlichste Publikationen als Anreiz dafür, neugierig und selbst cre-aktiv zu werden, selbst zum Stift oder auch mal zur Kamera zu greifen.

In seiner mehr als 400 Seiten umfassenden Textsammlung „Fatzer im Radio“ gewährt uns der Rundfunk-Dramaturg und Autor Matthias Thalheim einen sehr persönlichen Rückblick auf nahezu fünf Jahrzehnte Radio-Geschichte mit dem Schwerpunkt „Künstlerisches Wort“. Dabei geht es nicht zuletzt um die Jahre im DDR-Rundfunk und, nach der Wiedervereinigung, um die Kulturwellen des MDR.

In Nachrufen und essayistischen Porträts begegnen wir prominenten und weniger prominenten Menschen aus Theater, Kunst, Literatur, Musik und Rundfunk, denen der Autor während seiner Lebens-und Arbeitsjahre begegnet ist. Wir erhalten Einblicke in die selten gewürdigte Kunst der Hörspielproduktion und deren Beitrag u. a. zum Hörbuch-Boom nach der Jahrtausendwende. Vor allem die titelgebende Geschichte der Hörspielversion des Brechtschen „Fatzer“ mit Heiner Müller 1987/88 zeigt uns exemplarisch die Probleme bei der Umsetzung eines spröden Theaterstoffes fürs Radio.

Thalheims Texte erschienen in den unterschiedlichsten Publikationen zwischen 1976 und 2018. Sie sind eine Fundgrube für jeden, der sich für die Menschen hinter der deutsch-deutschen Rundfunk-und Hörspielgeschichte der letzten 50 Jahre interessiert. Für mich waren Thalheims Beiträge zum Grafiker, Miniaturen-Schöpfer und Lebenskünstler Manfred Kiedorf und seiner oft schwer geprüften Frau Roswitha eine echte Entdeckung. Vielleicht wäre das auch mal ein Anlass zu einem Besuch der Miniatur-Rokoko-Welt von Martin Kiedorf und Gerhard Bätz auf der Heidecksburg im thüringischen Rudolstadt.

Zitat zur Dramaturgin Christa Vetter-Wischnewski (1932 - 2018): … „Es war bemerkenswert, mit welchen Variationen sie Zitate färben konnte, wenn sie uns allwöchentlich die Argumentations-Richtlinien und Sprachregelungen der SED-Führung zu übermitteln hatte. Ohne Christas Kunstfertigkeit, den Ideologie-Gips und die Worthülsen in Ironie zu baden oder in Sarkasmus zerbröckeln zu lasse, wäre der Großteil dieser für den Tagesjournalismus von den Chef-Agitatoren ausgebrüteten Schwachsinnigkeiten nicht auszuhalten gewesen, wäre man zum Zyniker geworden."

Rezension von Rainer Kruggel | Das Buch ist u. a. hier zu erwerben.


Das doppelte Deutschland | Eine Parallelgeschichte 1949-1990

Im 75. Jahr der Gründung zweier deutscher Staaten legt Ursula Weidenfeld eine Geschichte zum doppelten Deutschland der etwas anderen Art vor. Ihr Ansatz ist eine neue Sichtweise auf die deutsche Geschichte von 1949 bis heute insgesamt und mit dem Verweis das Fehlen gemeinsamer Erinnerungen.

Bisher herrschen in der westdeutschen Erinnerung fast ausschließlich getrennte Bilder: die Bundesrepublik, oft schlicht „Deutschland“ genannt, und die DDR, der „zweite deutsche Staat“. Dessen Geschichte wird vom Ende her erzählt. Dagegen wird die Geschichte Westdeutschlands von Beginn an geschrieben. Nur ignoriert diese Sichtweise das Offene in der Entwicklung beider politischer Systeme.

Weidenfelds Gegenüberstellen der beiden deutschen Staaten und ihre parallele Betrachtung schreibt damit die deutsche Geschichte von 1949 bis heute vollkommen neu.

Weitere Details samt LeseProbe auf den Seiten des Rowohlt-Verlages Berlin

Zwei HörTipps: SWR2 lesenswert Kritik | MDR Kultur im Gespräch


Von Art Déco bis DDR

Was haben Sammeltassen, Art-déco-Ketten, Seidenstoffe, Ventilator oder Kunstfotografien gemeinsam? Sie sind Zeugnisse für den Reichtum des Alltagsdesigns im 20. Jahrhundert. Von französischen Art-déco-Möbeln und Kleidern über Bauhaus-Keramik bis zu Fotografien der Avantgardistin Aenne Biermann und Designklassikern der DDR erzählt der Band (Design-)geschichte und lenkt den Blick auf vielfältige Lebenswelten.

Für Gestalter:innen und Künstler:innen spielen technische Innovationen, Produktionsbedingungen und Rohstoffvorkommen eine ebenso wichtige Rolle wie soziale und gesellschaftliche Verhältnisse. Keramiken und Teeservice stehen für Demokratisierungsmomente, Kunststoffe markieren den Beginn des Modeschmucks und aus Fotografien spricht die Schönheit des Alltäglichen.

Der Band erzählt zum Geburtstag des Museums für Angewandte Kunst Gera 40 spannende Objektgeschichten, verlockt damit zu einer Reise durch die Zeit und begeistert durch opulente Abbildungen. Mehr zu einer Reise der etwas anderen Art detailliert auf der Website des Hirmer-Verlages ...


Als Ossis und Wessis noch Freunde waren

Als ab Herbst 1989 die DDR langsam verschwand – sowohl institutionell als auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung – reiste die gebürtige Magdeburgerin, in München aufgewachsene und seit 1972 in Berlin lebende Cordia Schlegelmilch, in den Osten, um eine fotografische Langzeitstudie zu beginnen. Bekannt inzwischen als die "Wurzen-Studie". Es ist eine Langzeitdokumentation der sächsischen Stadt Wurzen und ihrer Bewohner nach dem Fall der Mauer. Im Mittelpunkt stehen dabei mehr als 170 erzählte Lebensläufe von Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Milieus, die aus ihrem Alltag in der DDR und von den Veränderungen nach der Wiedervereinigung erzählen - vom „Nicht-Mehr“ zum „Noch-Nicht“ eines Staatsgebildes nach seiner Auflösung.

Schlegemilchs Aufnahmen dokumentieren eine Welt in Auflösung. Und es sind die noch beigefügten Texte, die einen ziemlich unverfälschten Blick in eine Zeit des Umbruchs erlauben, in der anstelle heutiger deutsch-deutscher Ressentiments die Hoffnung auf eine baldige Wiedervereinigung und bessere Zukunft stand. Lese- und AnschauTipp: 25 Jahre Deutsche Einheit: In den Straßen von Wurzen 1990 & 2015 | Details zu "Endlich seid ihr da!" finden Sie auf den Seiten des Mitteldeutschen Verlages


"Seh’ ich die Vögel ziehen …" – das ist nicht nur der Anfang eines der Gedichte von Walter Vorwerk, sondern auch der Titel seines Buches. Der Autor - Jahrgang 1939 - schreibt davon, dass er seine gefiederten Freunde immer beneidet. Wenn im Herbst die Kraniche oder Wildgänse hoch am Himmel wie ein Pfeil ihre Routen ziehen, dann wollte ich schon als Kind unsichtbar mitfliegen. Es wollte schon immer diese wunderschöne Erde selbst zu erleben, nicht nur aus Büchern oder durch Filme. Er brannte darauf, sein Herz und seinen Verstand für die Kulturen anderer Völker zu öffnen. Aber wie sollte das gehen im einstigen Osten Deutschlands, in der DDR?

Als er zusammen mit seiner Frau nach der deutschen Einheit den Pass für die ganze Welt in den Händen hatte, sparten beide das Geld vor allem für Reisen und für das dazugehörende Hobby Fotografie. Die Idee, Reiseberichte zu verfassen, kam dann erst mit wachsendem Interesse der Familie und Freunde. So entstand für Walter Vorwerk das eigene Genre "Reisebriefe", in denen er seine ganz persönliche Sicht auf das Erlebte festgehalten und letztendlich veröffentlichte. Das macht neugierig.

Weitere Details zum Buch und Autor Walter Vorwerk auf den Seiten von BoD - Books on Demand zusammen mit einer LeseProbe.


Bei einem Talk "3 nach 9" aufmerksam geworden auf den Neurologen Prof. Volker Busch und sein Buch: Kopf hoch! | Mental gesund und stark in herausfordernden Zeiten sei dieses unbedingt empfohlen.

Der Verlag beschreibt den Inhalt des Buches so: "Der bekannte Neurologe, Psychiater und Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Busch erläutert in seinem SPIEGEL-Bestseller die Funktionsweise unseres mentalen Immunsystems. Er zeigt, welche Strategien uns psychisch stark machen und gesund halten.

Permanente Krisen, mangelnde Orientierung, Schwarzmalerei, Überhitzung und Empörung: Ungewisse Zeiten sorgen für Angst, Pessimismus und Mutlosigkeit. Negative Nachrichten und schlechte Zukunftsprognosen infizieren unsere Psyche und vergiften unser Denken. Das fordert unser mentales Immunsystem auf ständig neue Weise heraus. Umso mehr kommt es darauf an, zu verstehen, wie die psychischen Schutzmechanismen funktionieren und wie man sie verbessern kann.

Wissenschaftlich fundiert, empathisch und humorvoll schildert Volker Busch, wie wir festen Boden unter den Füßen gewinnen in einer Zeit, in der manches ins Wanken gekommen ist. Der Neuromediziner erklärt, was mit unserem Gehirn im Krisenmodus passiert, und wie wir es dort wieder herausholen. Seine Erkenntnisse basieren auf der neuesten psychologischen Forschung und seiner langjährigen Erfahrung als behandelnder Arzt. Zugleich zeigt er Wege, das mentale Abwehr- und Verteidigungssystem zu stärken und sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen. Das Ziel ist, die eigene psychische Gesundheit zu schützen und zu bewahren." | Weitere Details auf den Seiten von Droemer ...


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Mein Leben ist Musik - ein Bilderbuch zum Schauen und Hören

Liebevoll aufbereitet stellt ein Sachbuch für Kinder erstmals nur die wichtigsten Frauen der klassischen Musik vor. Das ist außergewöhnlich und begrüßenswert zugleich. Denn es zeigt, wie es trotz Widrigkeiten in verschiedenen Jahrhunderten auch Frauen immer wieder geschafft haben, die Musik zu einem wichtigen Bestandteil ihres Lebens oder sogar zu ihrem Beruf als Komponistin, Dirigentin, Sängerin, Instrumentalistin oder auch Tänzerin werden zu lassen.

Bei einem solchem Buch werden natürlich Musikbeispiele mit Geschichten - eingesprochen von der Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai - gleich mitgeliefert. Das einmal noch auf der guten alten runden Scheibe für all jene, die überhaupt noch einen CD-Player haben, aber auch als Stream zum Hören unterwegs auf dem Smartphone. Details zum Buch auf der Verlagswebsite ...


ChatGPT im Geschichtsunterricht

Könnte ChatGPT den Geschichtsunterricht revolutionieren?

Ist ChatGPT ein Game-Changer für den Geschichtsunterricht? Welche Herausforderungen sind zu beachten und wie kann ChatGPT das Geschichtsbewusstsein stärken und die Fähigkeit zur historischen Analyse fördern? Dieses Buch zeigt, wie KI-Technologie den Unterricht bereichern kann, indem sie Lernenden ermöglicht, z.B. interaktive Dialoge mit historischen Figuren zu führen oder historische Ereignisse zu simulieren. Mit praxisnahen Anleitungen sowie methodisch-didaktischer Einordnung und einsatzfertigen Kopiervorlagen bietet der Band konkrete Vorschläge, um KI erfolgreich im Unterricht zu integrieren, diesen dadurch zu personalisieren und so ein tieferes Verständnis von Geschichte zu ermöglichen.

Weitere Details samt Inhaltsverzeichnis auf den Seiten des Wochenschau-Verlages


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#lmmanuelKant

Zum 300. Geburtstag des berühmten Aufklärungsphilosophen Immanuel Kant im Jahr 2024, bringt der renommierter Neuzeithistoriker, Prof. Dr. Wolfgang Schmale, geboren 1956 in Würzburg, ein innovatives Werk heraus. Denn das Buch - veröffentlicht vom Mitteldeutschen Verlag in der Reihe "Kleine Schriften", Band 15/2024 - präsentiert eine Pionierarbeit zum Thema „digitale Identität“. Es untersucht, wie historische Persönlichkeiten wie Immanuel Kant im Internetzeitalter wahrgenommen werden.

Wolfgang Schmale zeigt auf, dass der „digitale Kant“ mittlerweile weltweit durch digitale Kanäle wie Wikipedia und YouTube verbreitet wird, wodurch die Aufklärung global eine nie dagewesene Popularität erfährt. Diese Arbeit stellt somit nicht nur eine grundlegende Einführung in das Konzept der Digitalität dar, sondern beleuchtet auch die kritische und bewundernde Rezeption Kants im digitalen Raum.

Schmale betritt mit dieser Untersuchung Neuland und liefert erstaunliche Einsichten in die digitale Präsenz und Wirkung historischer Figuren.

Weitere Details beim Mitteldeutschen Verlag | HörTipp: Vor 300 Jahren: Philosoph Immanuel Kant geboren


Anstelle von "Hochsensibilität“ oder „Hochsensitivität" setzt Hans-Günter Lindner das Wort Neurosensitivität. So auch der Titel seines Buches, welches zu einer wahrlich sehr außergewöhnliche Reise einlädt. Zu einer Reise ins ICH, für die sich Leser:innen gerne etwas mehr Zeit nehmen dürfen. Besonders jene, die sich nicht das erste Mal Fragen stellten wie: Bin ich wirklich anders? Empfinde ich tatsächlich intensiver oder sensitiver als andere Menschen?

Was bedeutet überhaupt eine erhöhte Wahrnehmung? Die Forschung lieferte dazu zwar zunehmend mehr Antworten. Aber die reichen Hans-Günter Lindner nicht. Zumal für viele sich betroffen Fühlende viele der Antworten bis heute einfach noch viel zu abstrakt waren - es sind. Selbst Menschen, die schon mal an Tests teilnahmen, fühlten sich nie wirklich mit bisherigen Typisierungen „nicht abgeholt“.

Eine vorab zur Verfügung gestellten LeseProbe darf auf das Buch neugierig machen. Weitere Details zu einer lesenswerten Sammlung persönlicher Begegnungen auf der Reise zur Selbstfindung auf den Seiten des Mitteldeutschen Verlages




Weitere SurfTipps


Aus der LeseProbe zum Buch "#lmmanuelKant": „Sapere aude | Yes, You Kant!“ | Der Hashtag #lmmanuelKant führt auf Twitter zu einem Tweet vom 30. August 2022, der ein rotes Unisex- T-Shirt mit der Aufschrift „Sapere aude | Yes, You Kant!“ bewirbt. Angeboten wird das T-Shirt in allen möglichen Farben. Die Anspielung auf Barack Obamas in Sozialen Medien erfolgreichen Wahlspruch „Yes, we can!” ist offensichtlich.“ Dem Aufdruck eignet durchaus ein witziger Hintersinn.

Das ist nur eines von vielen möglichen Beispielen, die sich auf Twitter finden. Dort besitzt Immanuel Kant über den Hashtag hinaus viele Identitäten. Insgesamt wurden mit Stand 28. August 2022 auf Twitter 55 Immanuel-Kant-Kontos angezeigt, Wovon eine ganze Reihe effektiv mit Kant und seiner Philosophie zumindest als Aufhänger zu tun haben.