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Neuer Glanz in Elbflorenz

Ein rekonstruierter Kulturpalast und ein Kraftwerk mit jeder Menge Kultur

Kaum eine andere deutsche Stadt ist so reich an weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie Dresden. Die glanzvolle Barockresidenz von August dem Starken kann nach der verbrecherischen Zerstörung in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges stolz auf die wieder aufgebauten Paläste und Kirchen, seine einmaligen Sammlungen in Zwinger oder Albertinum verweisen.


Kulturstadt Dresden


Die Stadt besitzt nicht allein weltbekannte Kunstschätze, sondern kann auch mit unzähligen Kulturprojekten aufwarten sowie mit Kulturdenkmalen, die vom Denkmalsschutz behütet werden. Im Jahr 2015 bewarb sich Dresden, Kulturhauptstadt Europas 2025 zu werden.


Kultur aus dem Kraftwerk Mitte

Wie Dresden seine ureigene Kulturgeschichte mit Neuem weiter schreibt, dafür gibt es immer wieder eindrucksvolle Belege. Kultur kann elektrifizieren. Das zeigt das Kraftwerk Mitte Dresden, nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt.


Hier auf dem Gelände eines ehemaligen Heizkraftwerkes (i. B. l.) wurde im Dezember vergangenen Jahres ein Zentrum für Kultur, Kunst und Kreativität eröffnet. Im Mittelpunkt steht zweifellos der Theaterneubau der Staatsoperette Dresden.

In alten Kraftwerkshallen entstand das einzige eigenständige Operettentheater in Deutschland. Nach vielen langen Jahren des Kampfes um die neue Spielstätte, bei dem die Mitarbeiter auch auf einen Teil ihres Gehaltes verzichteten und ein Viertel des Ausbaus ihres neuen Theaters finanzierten, besitzt Dresden wieder seine Staatsoperette.

700 Gäste finden im großzügigen Zuschauerraum Platz.

Die Besucher werden von einer exzellenten Akustik überrascht, die sich mit anderen jüngst eröffneten Musiksälen wie in Hamburg durchaus messen kann.

Und auf der Bühne erleben die Besucher dank des Einsatzes einer Drehscheibe und modernster Technik originelle Inszenierungen von klassischer Operette bis zum Musical. Auch ein „Bistro&Cafe“ wurde im charmanten Ambiente des ehemaligen Pförtner-Häuschens angesiedelt.


Neue Operettenbühne eröffnet

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, wie Cora Hänel, Vertriebsleiterin im Kraftwerk Mitte, nach einem knappen halben Jahr bilanzieren kann.

„Die Operettenbühne hat eine Besucherauslastung von 97 Prozent, davon ein knappes Viertel ausländische Gäste“, sagt Vertriebsleiterin Hänel. Besonders gut komme bei den Besuchern aus dem deutschsprachigen Raum an, wenn auf dem Spielplan die Aufführungen deutschen Operetten und Spielopern stehen, bei denen Dramaturgen und Regisseure des Hauses den ursprünglichen Charakter der Werke bewahren. www.staatsoperette.de


Muse für Musik und Tanz im Vestibül

Bühne der Staats-Operette


Gleichfalls erhielten kleine und große Theaterfreunde des Theaters der Jungen Generation, dem ältesten Kinder- und Jugendtheater der Bundesrepublik, hier im Kraftwerk eine neue Spielstätte auf drei unterschiedlichen Bühnen. Eine davon ist ausschließlich dem Puppenspiel reserviert. Doch die neuen Kultur-Betreiber des Heizwerkes wollen sich mit ihrem bisherigen Erfolg nicht zufriedengeben und noch richtig einheizen.

Auf der zur Verfügung stehenden Gesamtfläche von 39.000 Quadratmetern werden bereits in einem ausgebauten Club Diskos, Partys und Karneval gefeiert. Und bis zum Jahr 2020 ist geplant, neue Lokale, Galerien und offene Ateliers, einen Spielplatz und eine Flaniermeile einzurichten.


Palast der Sachsen

Wenn es ein Wahrzeichen dafür gibt, dass Kunst, kulturelle Bildung und Geschichtsbewusstsein den Charakter der Stadt Dresden und seiner Bewohner prägt, dann ist es ganz unstrittig ihr Kulturpalast. Schon allein seine einzigartige zentrale Lage zwischen Altmarkt, Schlossareal und Neumarkt und sein Werdegang zeigen seine besondere Stellung. Als ein DDR-Bau im Stil der Bauhaus-Moderne wurde er 1969 mit dem größten Mehrzwecksaal der Stadt für Konzerte und Tagungen eröffnet.


Der neue Saal des Kulturpalastes


Er macht auch heute wieder Schlagzeilen: Im April dieses Jahres fand seine glanzvolle Wiedereröffnung nach dreieinhalb Jahren Umbau und Sanierung statt. Unter seinem Dach sind nunmehr drei traditionsreiche Kultureinrichtungen vereint, die Dresdener Philharmonie, das legendäre Kabarett „Die Herkuleskeule“ sowie die Städtische Zentralbibliothek. Die Bibliothek bietet ihren Besuchern 300.000 Medien, mehr als 400 Nutzerplätze und ist an sechs Tagen in der Woche von 10 bis 20 Uhr geöffnet.


Konzertsaal mit phantastischem Klang

Im Mittelpunkt des Kulturpalastes steht der neue Konzertsaal, der von Fachleuten, Musikern wie Publikum gleichermaßen in höchsten Tönen gelobt wird. „Der Saal wird höchsten räumlichen und akustischen Ansprüchen genügen und dem Orchester endlich die Möglichkeit bieten, seine ganz besonderen Klangqualitäten zu entfalten“, urteilt begeistert der Chefdirigent der Dresdner Philharmonie Michael Sanderling. Eine Krönung des Saales ist die neue Konzertorgel, die mit 55 Registern besonders für Sinfonie-Konzerte geeignet ist.


Auch die diesjährigen Dresdner Musikfestspiele vom 18 Mai bis zum 18. Juni veranstalten ihre erste Saison „im neuen Saal mit einem phantastischen Klang“, so die Einschätzung des Star-Cellisten und Intendanten der Musikfestspiele Jan Vogler.

Im 40. Jahrgang habe das Festival an Attraktivität gewonnen. Mit einem solch vielfältigen Programm wie dem Auftritt von Geigenlegende Anne-Sophie Mutter, dem Londoner Philharmonischen Orchester, Max Raabe und Hollywoodstar Bill Murray könne man immer mehr internationale Gäste ansprechen, so Vogler. Ein Ziel sei es, künftig gemeinsam mit Reiseveranstaltern für Touristen ein Paket anzubieten.


Intendant Jan Vogler

Die neue Zentralbibliothek


Wo liegen auf der Welt Literarische Bildung, Musik und Begegnung räumlich so eng beieinander wie hier im Kulturpalast, meint zu Recht Oberbürgermeister Hilbert.

Das Gebäude ist für Bevölkerung wie Touristen ganztägig geöffnet, die modern gestalteten Bibliotheksräume von 10 bis 20 Uhr an sechs Tagen in der Woche.


Souveräner Blick auf deutsche Geschichte

Zum Charakter des neu eröffneten Kulturpalastes gehört auch, dass er sich seiner wechselhaften Geschichte erinnern will. So wurde in der DDR zur Einweihung des Kulturpalastes in Dresden an der Westseite des Gebäudes ein 30 mal 10 Meter großes Wandbild angebracht. Sein Titel „Der Weg der roten Fahne“.


Wandbild „Der Weg der roten Fahne“


Nomen est omen, wurde es mit einer strapazierfähigen Technologie von Farbglas auf Betonplatten versehen, die das „Sozialismus-Modell DDR“ problemlos überdauerte. Es zeichnet nach meiner Meinung die Kulturstadt Dresden aus, dass dieses Wandbild, eine Arbeit der Hochschule der Bildenden Künste Dresden aus dem Jahr 1969, nicht auf dem Scheiterhaufen einer bigotten politischen Korrektheit entsorgt wurde.

Manchen Besuchern aus Berlin, die sich an das Abräumen eines Palastes mit jeder Menge Kultur (ohne Wandfries, aber mit vielen Lampen) gut erinnern, könnte da der Gedanke kommen, dass vielleicht die Namensgebung eine entscheidende Rolle gespielt hat. Wenn der „Palast der Republik“ einfach nur „Kulturpalast Mitte“ genannt worden wäre, hätten die Berliner hunderte von Millionen Euro für den Palast-Abriss sowie die Aufstellung der Schloss-Attrappe sparen können. Vielleicht noch ein Thema für das politische Kabarett „Die Herkuleskeule“ - wenn überhaupt.


Sächsisches Flair im Sophienkeller

Gleich um die Ecke bietet die Stadt Dresden etwas aus ihrer vielseitigen Gastronomie-Kultur - den Sophienkeller im Taschenberg-Palais. Vom sächsischen Granit der Fußböden und Treppen des Kulturpalastes zum barocken Ambiente von Kurfürst August dem Starken und Gräfin Cosel in den Gewölben des Taschenberg-Palais führt nur ein kurzer Weg. Hier erinnert noch ein „Alchimistenkeller“ an den Apotheker Friedrich Böttger, dem Erfinder des Porzellans.


Historien-Malerei im Sophienkeller

Trichtertrinken mit Schankmagd


Mit etwas Glück treffen die Gäste hier die echte Schankmagd Mathilde, eine gewitzte Stadt - und Reiseführerin aus dem Spreewald, ausgestattet mit schlagfertigem Mundwerk. Da bleibt kein Auge trocken, wenn sie beim berühmten „Trichtertrinken“ die Cosel-Tränen, einen Kräuterlikör, im Sophienkeller unters Volk bringt. Hier unten in den Gewölben sind bei der Erlebnis-Gastronomie auch Gräfin Cosel und Kurfürst August der Starke höchstselbst unterwegs.


Bewerbung Kulturstadt Europas 2025

Diese prächtige Kulisse ist auch ein geeigneter Ort, um über den Tourismus und die Bewerbung als Kulturstadt Europas zu sprechen. „Wir freuen uns über die Zuwächse in den Ankünften - aus dem In- wie dem Ausland, müssen aber für die nächsten Monate noch deutlich zulegen, um die Bettenkapazitäten gut auszulasten und die Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu füllen“, so sagte Dr. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH. Mit den neuen Kulturprojekten Kraftwerk Mitte Dresden und Kulturpalast Dresden sind dafür wichtige Weichen gestellt.

Der Fahrplan für die Bewerbung des Titels Kulturstadt Europas 2025 steht auch fest. Nach der weiteren Entwicklung von Programmen und der offiziellen Bewerbung 2019 wird dann zwei Jahre später eine unabhängige europäische Expertenjury darüber befinden. Doch egal wie der Entschluss ausfällt, die engagierten Dresdner Bewohner und die begeisterten Besucher der Stadt haben ihre Entscheidung längst getroffen.



Text: Ronald Keusch, Mai 2017

Fotos: mediaserver Dresden R. Lahmann (1), Autor (11)









In der Landeshauptstadt Dresden gibt es seit April 2017 ein neues Kulturzentrums und damit ein Haus der Künste und des Wissens, ein Ort der Begegnung, ein Raum für Kommunikation.


Historie des Kulturpalast-Umbaus:

© Christoph Boosen


Architektur als Auftrag:

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