KulturTour | Kulturmetropole Leipzig | Museum der bildenden Künste


Comelia SchIeime‚ o.T. | aus: Horizontebilder |1985-1986, Sammlung Leo Lippold | Foto: Ineestalt/ldichael Ehritt | © Künstlerin

Point Of NO Return | Wende und Umbruch in der ostdeutschen Kunst

Dreißig Jahre nach „1989“ ist es Zeit, aus der Perspektive der bildenden Künste auf die Friedliche Revolution in der DDR, sowie den gesellschaftlichen Umbruch in Ostdeutschland zu blicken. „Point of No Return“ zeigt auf zirka 1.500 Quadratmetern mehr als 300 Werke aller Gattungen von 106 KünstlerInnen.

Gerade Leipzig, als der symbolische Hauptort der Friedlichen Revolution, ist prädestiniert für die deutschlandweit erste große Exposition zu diesem Thema, die als wichtigste Ausstellung im 30. Jubiläumsjahr der Friedlichen Revolution gelten kann.

Die Ausstellung - kuratiert von Paul Kaiser, Christoph Tannert und Alfred Wedinger - bezieht die unmittelbare Vorgeschichte der Friedlichen Revolution ebenso ein, wie die Transformationszeit nach „1989“. Sie zeigt somit die bereits in den 1980er Jahren auffallenden „Risse in der Mauer“ und deren Gründe. Und sie thematisiert den unerwarteten Fall der Mauer wie die Neudefinition künstlerischen Schaffens im gesellschaftlichen Umbruch. Dies geschieht nicht zuletzt deshalb, da wichtige Werke einer künstlerisch-reflexiven Bezugnahme auf die Friedliche Revolution einerseits als Antizipation, Ahnung oder Aktion bereits im Vorfeld der revolutionären Ereignisse erfolgten und andererseits gültige Positionen erst mit Distanz, Abstand und beobachtetem Wandel gesellschaftlicher Zusammenhänge zu entstehen vermochten.


Wasja Götze | Die reizende Mauer | 1988, Privatbesitz | Foto: Künstler, © Künstler

So bindet „Point of No Return“ zur Veranschaulichung des spannungsvollen Gesamtzusammenhangs gleichermaßen Arbeiten von „Hiergebliebenen“, „Rebellen und Reformern“ sowie Werke von „Dissidenten“ ein, welche die DDR zum Mauerfall 1989 bereits hinter sich gelassen hatten. Diese Auswahl umfasst Formen „innerer und äußerer Emigration“ über die Haltung „kritischer Loyalität“ bis hin zur sozialistischen Hoffnung auf Reformen im seinerzeit für viele fast schon nostalgisch wirkenden „Aufruf für unser Land“ (26. November 1989). Neu ist ebenso, dass Arbeiten von KünstlerInnen gezeigt werden, die zwar noch in der DDR geboren wurden aber nicht mehr die unmittelbare Erfahrung eines Lebens im Staatssozialismus mit ihren älteren Kollegen teilen. Interessant ist, dass sich viele junge KünstlerInnen heute ganz bewusst in einen Kontext ostdeutscher Kunstproduktion stellen, dabei Fragen von Herkunft, Tradierung von Eigensinn und Mentalität oder auch von Hegemonie und „Kolonialisierung“ aufgreifend.

"Point of No Return“ zeigt/e Werke von:
Thomas Baumhekel, Dieter Bock von Lennep, Rainer Bonar, Roland Borchers, Martin Borowski, Micha Brendel, Kurt Buchwald, Henri Deparade, Michael Diller, Goran Djurovic, Hartwig Ebersbach, Jens Elgner, Günter Firit, Lutz Fleischer, Petra Flemming, Thomas Florschuetz, Lutz Friedel, Ellen Fuhr, Albrecht Gehse, Hubertus Giebe, Sighard Gille, Rainer Görß, Moritz Götze, Wasja Götze, Peter Graf, Hans-Hendrik Grimmling, Clemens Gröszer, Klaus Hähner-Springmühl, Angela Hampel, Erich-Wolfgang Hartzsch, Eberhard Havekost, Andreas Hegewald, Bernhard Heisig, Johannes Heisig, Frank Herrmann, Sabine Herrmann, Madeleine Heublein, Frenzy Höhne, Martin Hoffmann, Uta Hünniger, Roland Jahn, Aris Kalaizis, Petra Kasten, Ralf Kerbach, Klaus Killisch, Thoralf Knobloch, Andreas Küchler, Michael Kunert, Helge Leiberg, Via Lewandowsky, Walter Libuda, Werner Liebmann, Martin Maleschka, Oskar Manigk, Martin Mannig, Wolfgang Mattheuer, Peggy Meinfelder, Florian Merkel, Harald Metzkes, Gerhard Kurt Müller, Henrike Naumann, Roland Nicolaus, Josef Nowinka, Gudrun Petersdorff, Wolfgang Petrovsky, Wolfgang Peuker, Uwe Pfeifer, Stefan Plenkers, David Polzin, Neo Rauch, Arno Rink, Eve Rub, Frank Rub, Reinhard Sandner, Rainer Schade, Jürgen Schäfer, Wolfram Adalbert Scheffler, Hans Scheib, Hans Scheuerecker, Jürgen Schieferdecker, Einar Schleef, Christine Schlegel, Cornelia Schleime, Gil Schlesinger, Bernd Schlothauer, Annette Schröter, Hans-Joachim Schulze, Frank Seidel, Roger Servais, Willi Sitte, Wolfgang Smy, solitaire factory,Reinhard Stangl, Volker Stelzmann, Strawalde (Jürgen Böttcher), Erika Stürmer-Alex, Hans Ticha, Werner Tübke, Joachim Völkner, Frank Voigt, Joerg Waehner, Norbert Wagenbrett, Ulla Walter, Trak Wendisch, Jürgen Wenzel, Hans Winkler, Michael Wirkner und Doris Ziegler.

„Point of No Return“ wird gefördert durch die Peter und Irene Ludwig Stiftung und die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Ausstellung vom 23.07. bis 3.11.2019 | Website des Museums für bildende Künste





Kristina Eriksson | Udo Lindenberg vor dem Palast der Repubik | 1983 | Udo Lindenberg Archiv

Udo Lindenberg | Zwischentöne

Udo Lindenberg (*1946) gehört bis zum heutigen Tag zu jenen Künstlern, die in der Musik, der Malerei und der Grafik oder im Film den Freiheits- und Friedenswillen und die Kritik an verkrusteten Gesellschaftsstrukturen einer ganzen Generation formulieren. Viele seiner Liedtexte und ein großer Teil seiner bildenden Kunst transportieren Botschaften, die in unmissverständlich deutlicher Sprache an die Rezipienten gerichtet sind. Auf dem von den Initiatoren des "Krefelder Appells" ausgerichteten Konzertes "Künstler für den Frieden" am 11. September 1982 lernte er Joseph Beuys kennen. Die beiden freundeten sich an und Beuys überzeugte Lindenberg, fortan auch die bildende Kunst als Ausdrucksmittel für seine Botschaften zu verwenden.

Der Titel „Zwischentöne“ zielt zum einen auf Lindenbergs gemalte Artikulierungen dieses Engagements, die in mehreren Kapiteln thematisiert werden: Für den Frieden, gegen rechte Gewalt, Schutz der Umwelt, Bunte Republik Deutschland u.a.m. Der zweite Themenkomplex der Ausstellung ist dokumentarisch orientiert und zeigt Udo Lindenbergs ganz besonderes Verhältnis zu Ostdeutschland. Schon in jungen Jahren hat sich der Künstler für ein vereintes Deutschland stark gemacht. Nach mehreren Anläufen innerhalb von 8 Jahren erhält er 1983 die Möglichkeit im Rahmen einer Veranstaltung der FDJ unter dem Motto „Für den Frieden der Welt“ im Palast der Republik aufzutreten. Anlässlich der Pressekonferenz in der Akademie der Künste der DDR weist er auf die Gefahren eines Atomkriegs hin und forderte Abrüstung in Ost und West. Eine für 1984 geplante Tournee durch die DDR wird ihm später untersagt. Erst im Januar 1990 geht sein Traum nach einer Tournee in Ostdeutschland in Erfüllung, die ihn auch nach Leipzig führt. Die Liebe für dieses Land und seine Menschen ist ab diesem Zeitpunkt eine nicht mehr enden wollende.

„Udo Lindenberg. Zwischentöne“ entstand auf Anregung von Udo Lindenberg aus Anlass des 30jährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution. Die von Alfred Weidinger in enger Abstimmung mit dem Künstler kuratierte Ausstellung zeigt unter anderem 50 teils groß-formatige Gemälde und Aquarelle, ca. 200 historische Fotografien aus dem Archiv Udo Lindenberg, seinen „Trabi“ (einer der letzten Trabanten, der das Zwickauer Werk verließ), die Erich Honecker geschenkte Lederjacke, Honeckers Gegengeschenk, die Schalmei, sowie historische Filme, darunter die Dokumentation des Konzertes von 1983 im Palast der Republik und ein bislang nicht ausgestrahltes Interview mit Markus Lüpertz über Udo Lindenberg.

Ausstellung vom 06.09. bis 19.01.2020 | Website des Museums für bildende Künste

Text- und Fotoquellen: © MfbK Leipzig





Ergänzend zur Ausstellung der Katalog vom Hirmer Verlag München: