Welterbe in Naumburg


Naumburg ist eine der schönsten Städte Mitteldeutschlands. Die tausendjährige Domstadt im Zentrum von Saale-Unstrut hat viele historische Schätze zu bieten. Allen voran den Naumburger Dom als eine stilistische Mischung aus spätromanischen und gotischen Elementen mit all seinen Bildwerken. Außerdem wurde hier 1542 vom Reformator Martin Luther persönlich der erste evangelische Bischof der Welt, Nikolaus von Amsdorf, eingesetzt. Heute erinnert eine Lutherfigur an der Kanzel an dieses Ereignis.


Außenansichten des Naumburger Doms


Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen derzeit 1.092 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. In Deutschland sind davon 44 Welterbestätten verzeichnet. Und seit Juli 2018 darf nun endlich auch der Naumburger Dom als einer der bedeutendsten Kathedralbauten des europäischen Hochmittelalters das Logo tragen, welches ihn als UNESCO-Welterbestätte ausweist.


Ekkehard II. mit Ehefrau Uta

Die wohl größte Anziehungskraft üben im Naumburger Dom die Arbeiten des „Naumburger Meisters“ aus, eines namentlich unbekannten "Bildhauer-Architekts", der um 1240 von Mainz nach Naumburg kam. Er zählt zu den großen Künstlerpersönlichkeiten des 13. Jahrhunderts. Zu denen, die auf den Kathedralbaustellen Frankreichs ihre Schulung erhielten und die Formsprache der Gotik überhaupt erst nach Deutschland brachten.

Diesem Künstler samt seiner Werkstatt sind die Westlettner mit Reliefs zur Passionsgeschichte und der Westchor mit den zwölf lebensgroßen Stifterfiguren zu verdanken. Es sind Figuren mit einer Wirklichkeitsnähe und individuellen Ausdruckskraft, die ansatzweise erahnen lassen, welche Fähigkeiten von Nöten waren, Emotionen, Gestik und Mimik in Stein zu hämmern. Die Stifterfigur Markgräfin Uta als Sinnbild für die „schönste Frau des Mittelalters“ sei dabei besonders hervorzuheben.

Beeindruckend sind auch die beiden „Lettner“ aus dem 13. Jahrhundert, die raumhohen „Trennwände", welche die Chöre* räumlich vom Kirchenschiff trennen. Zwei davon bis heute erhaltene - so heißt es - seien sogar einzigartig in der Welt. Bildlink: Lettner im Westchor des Naumburger Doms | Ausschnitte

Holger Kunde - seines Zeichen Stiftungsdirektor der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg - hatte die Bewerbung des Naumburger Doms als Weltkulturerbe intensiv begleitet. Im Rückblick als HörTipp ein Gespräch mit ihm bei MDR Kultur im September 2018. Dort erzählt er u. a. auch vom Tag der Entscheidung in Bahrain, seinen Plänen für den Naumburger Dom und welche Herausforderungen der Welterbe-Titel mit sich bringt. Weblink zum Gespräch mit Stiftungsdirektor Holger Kunde

Weitere romanische Kunstwerke wie das Kruzifix in der Krypta oder die vermutlich älteste steinerne Figur der heiligen Elisabeth begeistern ebenso wie Maria Magdalena von Lukas Cranach d. Ä. im Domschatzgewölbe. Nicht zuletzt auch die von Neo Rauch entworfenen Glasfenster in der Elisabethkapelle.


Im Anschluss an den Westchor bringt der "Garten des Naumburger Meisters" innerhalb der Parkanlage in natura die heimische Pflanzenwelt dem Besucher nahe. Nicht wenige der Pflanzen und Heilkräuter dienten dem Bildhauer-Architekten immer wieder neu als Vorlage für die Kapitelle, Friese und Schlusssteine des Westlettners und des Westchors.

Über 150 originale Kapitelle, welche botanisch exakt bestimmbare filigrane Blattwerke schmücken, findet der Besucher am Lettner und im Westchor des Doms.

Im Bild: Der Westlettner | Naumburger Dom | Ausschnitt


Weiterführendes | online: Die Welt der Uta | Naumburger Dom | Unesco Welterbe | Straße der Romanik & Virtuelles Erkunden:


Screenshotlink zu © 360° Panorama-Reisen "Erlebnisland" || Virtuelle Führungen


Erlebnis Romanik und Wein | Teil 1 | Beitragsautorin & Fotos: © Elisabeth Heller | September 2019



Weitere Anmerkungen


KinderDomBauhütte

Unterschiedlichste Projekte führen Kinder und Jugendliche in die faszinierende Welt der Bauhütten des 13. Jahrhunderts ein. Dabei schlüpfen sie in ganz unterschiedliche Rollen. Fühlen sich rein in die Arbeiten von Steinmetzen, Glasern oder Baumeistern. Wenn auch nur ansatzweise bekommen sie eine kleine Vorstellung davon, wie die Meister ihrer Zeit damals versuchten mittelalterliche Kunst, Architektur und Religion miteinander im Einklang zu bringen.

In der sich anschließender Collage sind so genannte Steinmetzzeichen im Vergleich zu erkennen. Das waren im Mittelalter übliche Markierungen, die Steinmetze auf ihre Arbeiten anbrachten | Details.


Eine Projektleiterin erklärt, wie Interessierte ganz nach Tradition der Bauhütten mit Beiteln, Raspeln und Feilen ein Blattrelief selbst kreieren können.




Im geteilten Video mit Burgenland wird noch einmal der Weg des Naumburger Doms zum Unesco Welterbe nachgezeichnet:



Kurzversion des Imagevideos der Stadt Naumburg von 2013