MediaBox | LeseBuch


Unter dieser Rubrik finden Sie LeseTipps für unterschiedlichste Publikationen als Anreiz dafür, neugierig und selbst cre-aktiv zu werden, selbst zum Stift oder auch mal zur Kamera zu greifen.

Alles muss raus | Notizen vom Rand der Welt

Mit so ganz anderen Reisereportagen begibt sich Thilo Mischke auf die Suche nach Antworten auf einige große Fragen.

Als Journalist hat Thilo Mischke weit über hundert Länder dieser Welt bereist. Es ist dabei nicht der Reiz des Extremen, der ihn in die entlegensten Ecken treibt, sondern sein offener Blick für Menschen und ihre Geschichten, ja ein unersättlicher Hunger auf Lebenserfahrung. Egal, ob er in El Salvador dem Tod ins Auge blickt, Freundschaft in den Weiten Islands erfährt oder ukrainische Soldaten trifft: In seinen Schilderungen aus den grausamsten und unwirtlichsten Regionen der Welt wird das Fremde plastisch. So erscheint im Spiegel des Unbekannten die eigene Realität in neuem Licht. Und weil Thilo Mischke unerträglich tolerant auf seinen Reisen ist, ist am Ende klar, wie aufregend, herausfordernd und vielfältig die Welt ist – aber nirgendwo schwarzweiß.

Der Reporter, Globetrotter, Abenteurer und Autor Mischke widmet sich dabei in seinen eindrücklichen Reiseberichten aus aller Welt den ganz großen Themen: der Liebe, dem Altwerden, der Religion, der Familie, dem Tod, den Drogen, der Freundschaft. Mit seiner eleganten Prosa, seiner Beobachtungsgabe und seiner Lust an der Grenzerfahrung schärft er den Blick auf die Welt vor, über und in uns.

HörTipps: "Alles Muss Raus" - Lesung aus dem Pfefferberg Theater im März 2022 | HörBuch-Stream bei Spotify | Website: Droemer-Verlag

Thilo Mischke wurde 1981 in Berlin geboren. Er arbeitet als Journalist, Autor und Fernsehmoderator u.a. für die ZEIT und Berliner Zeitung. Daneben ist er Host des reichweitenstarken Podcasts Uncovered und steht für eine gleichnamige Reportagereihe bei Pro7 regelmäßig vor der Kamera. Für seine journalistische Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, so gewann er 2020 einen Bayerischen Fernsehpreis und wurde in der Kategorie "Reportage national" bei der Wahl zum Journalist des Jahres ausgezeichnet.



»Fahr in die Welt hinaus. Sie ist fantastischer als jeder Traum.« Ray Bradbury

Diesen Satz würden insbesondere Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier jederzeit bestätigen wollen. Zu zweit brachen sie im Frühjahr 2013 mit dem Vorsatz, nicht zu fliegen, zu einer Reise um die Welt auf. Voller Erfahrungen kehrten sie nach 100 000 Kilometern zu dritt im Sommer 2016 mit der Gewissheit zurück, dass die Phantasie geht, wenn die Erfahrung kommt: Weit um die Welt

Auch wenn nicht allen vergönnt bleibt, solch' eine Reise zu machen oder gar dem Rat des Dalai-Lama zu folgen, der empfiehlt, jedes Jahr einen Ort aufzusuchen, an dem man niemals zuvor gewesen ist, vermag Katharina Koppenwallner mit ihrem Buch "Souvenirs . 50 Dinge, die es hier nicht gibt" daheim Gebliebene - wenn auch nur indirekt - auf eine Reise der etwas anderen Art mitzunehmen. Denn allemal sind es die Geschichten über gesammelte Souvenirs wert, erzählt zu werden. Erinnern sich dabei Leser:innen mitunter wieder an eigene Mitbringsel, zu denen es auch was zu erzählen gibt?

»Jeder Gegenstand erzählt eine Geschichte - wenn man weiß, wie man ihn lesen kann.« Henry Ford

Nummeriertes Geschichten-Verzeichnis

Wie Katharina Koppenwallner in der Geschichte "46" zu berichten weiß, wären die amerikanischen Nationalschuhe ohne Einwanderer heute vielleicht nur öde braune Stiefel, die niemals mit der Sonne um die Wette funkeln würden. Bei Tanzwettbewerben werden regelmäßig mit viel Tamtam die schönsten und längsten "Pointy Boots" - siehe Buchcover - prämiert. Und obwohl das eigentliche Zuhause der glitzernden Rodeo-Boots Mexiko ist, gibt es in Amerika mehr Pointy- Boot-Träger als dort, was natürlich an den mexikanischen Einwanderern liegt. Viele von ihnen arbeiten in den amerikanischen Cowboyschuh-Manufakturen im Südwesten.

Weiteres in einem DW-Video sowie auf der Website von "Kein & Aber"



In seinem Buch "Session" lädt der Schriftsteller Jürgen Jankofsky zu einer so ganz anderen Weltreise ein. Selbst geboren in einem Land, von dem aus die Welt nur schwerlich zu ergründen war, besuchte er nach dem Mauerfall endlich all seine Sehnsuchtsorte nicht mehr nur auf dem Papier. Zumindest so lange, bis Corona über uns alle hereinbrach. Aber auch diese lang erzwungene Ruhe wusste der Autor durchaus zu nutzen. Mit dem Ergebnis, dass nach einer intensiven Beschäftigung mit seinem riesigen Musikarchiv samt vieler Konzertfilme, mit seinen tausenden Urlaubsfotos und Notizen letztendlich 111 Anekdoten, Glossen und Stories Platz zwischen zwei Buchdeckeln fanden.

"Flügge werdend, begann ich nach dem Sinn des Lebens zu suchen und fand mich immer wieder in Songs - offenbar, da andere Leute ähnlich unterwegs waren." Zitat des Autors, Seite 9

Wen wunderts ob dieser Tatsache, dass sich der Musiker wiederholt zu den Großen und Wagemutigen der Musikgeschichte in Verbindung setzt/e: zu den Klassik-Göttern, genauso wie zu den Riesen und Geheimnisvollen des Rocks - von den Beatles und Stones über Pink Floyd und Genesis bis zu ZZ Top. Sie alle gehören längst zum Soundtrack seines Lebens - möglicherweise aber auch - je nach Alter - zu denen vieler Leser:innen.

"Für optimales Textverständnis jeweils die entsprechenden Musikstücke hören!" so der Rat des Autors. Dem ist leicht Folge zu leisten durch Anklicken der eigens von Jürgen Jankofsky erstellten Playlist "Session. 111 Gigs weltweit".

"Session" - ein multimediales Angebot, welches größtes Vergnügen bereitet.

In dem Zusammenhang noch die "cre-aktive" Empfehlung, dem Schriftsteller aus Merseburg/Leuna selbst zuzuhören. Möglich macht das der MDR auf seiner Website. Dort unterhielt sich Carsten Tesch bereits vor Erscheinen des Buches am 22.05.2021 mit Jürgen Jankofsky, der bis dahin bereits 50 Bücher veröffentlicht hatte. Sein Kinderbuch "Anna Hood" wurde bereits in 19 Sprachen übersetzt.

MDR Kultur trifft | Details auf der Website des Mitteldeutschen Verlages sowie auf der Website von Jürgen Jankofsky auf dessen Website.



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Vom Wert der Kulturellen Bildung in Krisen

Die Herausgeber:innen des Buches "Kultur.Spiel.Resilienz" nehmen die Corona-Pandemie zum Anlass, wertvolle Erfahrungen und Handlungsempfehlungen von 48 bundesweit und international aktiven Expert:innen in Theorie und Praxis zusammenzutragen, die sich schon seit mehreren Jahren mit Kultur, Spiel und Resilienz beschäftigen.

Uns allen ist nicht neu, dass Kinder und Jugendliche, die sehr früh Zugang zu Kultureller Bildung erhalten und in kulturell-kreativen Tätigkeiten Selbstwirksamkeit erfahren, im späteren Leben viel selbstbewusster mit individuellen und gesellschaftlichen Krisen umgehen können. Nur mangelt es nach wie vor noch an Angeboten, um diese Erkenntnis auch realer werden zu lassen.

Im Buch zitierte Psychologen wissen von den sieben Säulen oder Schlüsseln der Resilienz zu sprechen: Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeit, Verantwortung, Netzwerkorientierung, Lösungsorientierung, Zukunftsorientierung und -planung. Viele davon hängen immer auch ganz eng mit Faktoren der Glücksforschung zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.

Stellt sich die Frage, ob Mensch lernen kann, glücklich zu sein? Können evtl. schon selbst glückliche Erwachsene Kindern zu Perspektivenwechseln verhelfen oder sie zu Bewusstsein und Ausleben der eigenen Stärkenbefähigen befähigen können? Fragen über Fragen zum Thema, aber auch Antworten, die sich beim Praktizieren der zahlreich gegebenen Anregungen finden lassen. Beispielsweise beim Erstellen eines "Dankbarkeits-Alphabets und Pflegen eines Dankbarkeitstagebuches". Dabei erfahren die Kinder, wie viele Dinge es gibt, für die man dankbar sein kann, wenn man erst einmal danach sucht. Insbesondere mit dem Dankbarkeitstagebuch bekommen sie ein Werkzeug in die Hand, diese Haltung auch nach einem gemeinsamen Kurs weiter zu trainieren. Beim Spiel mit der "Weltsicht-Brille" lernen Kinder, dass es immer ganz verschiedene Perspektiven auf Lebensereignisse geben kann und es jedem selbst obliegt, für welche Sicht man sich jeweils entscheiden möchte. Weitere Details zum Buch auf der Website des Kopaed Verlags



Über Coverklick zur LeseProbe ...

FAME | Filmen als Methode

Film, Fernsehen und Video sind seit vielen Jahren vorherrschende Alltagsmedien und Selbstproduktionen längst Bestandteil der Gesellschaft. Denn eine Videoproduktion war, ist und bleibt nach wie vor eine spannende und ansprechende Möglichkeit, um an die Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen anzuknüpfen und Emotionen, Interessen, einzelne Fragestellungen, aber auch Probleme, Ängste oder Konflikte zu thematisieren, zu fokussieren und dann zu visualisieren.

Und das Wunderbare daran: Ein Filmprojekt ist und bleibt für Menschen jeden Alters geeignet, in der Pädagogik, Resilienzförderung und Ressourcenarbeit, perfekt für Workshops, Gruppenarbeit, Einzelcoachings, aber besonders auch im Schulunterricht. Zumal durch den immer leichteren Zugang zu passender Technik - Handy, Fotoapparat mit Videofunktion, Camcorder und Schnittprogrammen - sich eine Filmproduktion in und für Gruppen schnell und effektiv einsetzen lässt.

Die Herausgeberinnen des Filme-Machen-Mutmach-Buches und bildreichen „Lese-Arbeitsbuches“, Sissi Kaiser und Juliana Neuhuber, bleiben davon überzeugt, dass das Machen von Filmen am besten durch gemeinsames Ausprobieren, Anschauen und Analysieren gelernt wird. Außerdem bekommen an einem solchen Projekt Beteiligte endlich auch mal ein Gefühl für den Aufwand an Zeit und Planung für ein solches Medium. Dabei lernen sie noch mal neu „zu sehen“, erfahren, was „dahinter steckt“, wie Inhalte „verpackt“ werden und welche Tricks mitunter auch zum Einsatz kommen können.

Auch wenn dieses Lust auf Filme machende Sachbuch bereits zahlreiche praktische Tipps enthält, führt ein auf dem Buchdeckel aufgedruckte QR-Code direkt zur Website von "Traum & Wahnsinn und FAME", auf der dann auch die Buchinhalte detaillierter tatsächlich um ein Vielfaches greifbarer und verständlicher werden: Website zum FAME * Sachbuch | Und bitte los | Verlag kopaed



Dann sind wir Helden

Es ist ein Buch, in dem erfreulicherweise selbst noch nach Jahrzehnten ein unbekanntes Stück deutscher Kulturgeschichte näher beleuchtet wird. Dabei wird klar, dass die vielen Episoden des deutsch-deutschen Kulturaustausches zumindest eines gemein haben: eine zutiefst politische Dimension, die vom Auf und Ab erzählt, das die Beziehung zwischen DDR und BRD in vier Jahrzehnten mitmachte. Zugleich sind sie Schritte, die die Wiederannäherung der zwei Staaten dokumentieren. Und! "Dann sind wir Helden" erzählt diese Historie sehr anschaulich von beiden Seiten aus betrachtet. Dafür hat der Autor noch mal neue Interviews mit wichtigen Zeitzeug:innen geführt und viele verblüffende Hintergrundinformationen zusammengetragen. Ähnlich wie auch schon der DDR-Radiomoderator und Musikredakteur Wolfgang Martin in seinem Buch Wie die Westmusik ins Ostradio kam.

In Hentschels "Nachbemerkung aus der Gegenwart" stellt er im Buch dann auch noch mal die Frage, ob denn der Rock 'n' Roll nun die Mauer zum Einsturz gebracht hätte und es wenigstens ein Stück weit dem musikalischen Grenzverkehr zwischen der DDR und dem Westen zu verdanken sei, dass die Trennung verschwand, dass Reise- und Redeverbote beseitigt wurden, Wahlfälschungen aufhörten und eine Wiedervereinigung möglich wurde, unabhängig davon, wie man ihre Abwicklung nun im Detail findet? Wie er selbst zugibt, eine viel zu "boulevardeske" Frage zwar, als dass es darauf eine einfache Antwort gäbe. Trotzdem stellte er sie spaßeshalber all denen, die er für das Buch interviewte. Fazit: Die Meinungen fielen doch sehr unterschiedlich aus. Aber lesen Sie selbst. Wenn auch nur vorab erst mal in einer LeseProbe des Verlages Rowohlt.

Der Autor Joachim Hentschel, Jahrgang 1969, hat als Journalist und Autor bereits für zahlreiche Print-, Online- und Rundfunkmedien gearbeitet. In seinem Buch «Zu geil für dies Welt» beschäftigte er sich mit der Kultur der 90er-Jahre und den Folgen der Wiedervereinigung. Er lebt in Berlin. HörTipp: Der West-Rock hat sehr viel vom DDR-Rock gelernt“ | AnschauTipp: MDR um 4

Musikgeschichte Online | Rockmusik

»Amiga« war seit seiner Gründung 1947 das einzige Label der DDR für Unterhaltungsmusik aller Art. Das Spektrum reichte vom Schlager über Jazz und Folk bis hin zu Beat, Rock und Pop. Die über 7.000 LPs und Singles sind ein Spiegel der Kulturgeschichte der DDR. Sowohl die Eigenproduktionen als auch die Lizenzpressungen sollten aber nicht nur Geld einspielen, sondern waren oft auch ein Politikum. Peter Wicke und der letzte »Amiga«-Chef, Jörg Stempel, bewegen sich mental entlang der neuen Online-Publikation zur "Rockmusik" über den Vinyl-Sound des Ostens.

"Rockmusik ist eine Anfang der 1960er Jahre in England und den USA entstandene, E-Gitarren-zentrierte jugendkulturelle Adaption des US-amerikanischen Rock’n’Roll, der seinerseits ein Amalgam aus verschiedenen lokalen Musikstilen in den USA war. Entsprechend divers ist das musikalische Erscheinungsbild von Rockmusik, in dem lediglich die Dominanz von E-Gitarren und Schlagzeug eine Konstante darstellt. Als jugendkulturelles Phänomen verbreitete sich diese Musik weltweit, verlor mit dem Ende der 1980er Jahre aber die Exklusivität einer Jugendmusik, was sie im Rückblick als ein Generationsprojekt der zwischen 1940 und 1970 Geborenen ausweist. In Europa hat sich angesichts der Bindung dieser Entwicklung an den kommerziellen Erfolg der britischen Gruppe The Beatles bis Ende der 1960er Jahre die Bezeichnung Beatmusik dafür etabliert, bevor mit dem Vordringen von US-Produktionen auf dem europäischen Musikmarkt der Terminus Rockmusik, abgeleitet von Rock’n’Roll Music, auch hier generisch wurde." Bitte weiterlesen ...



Wechseljahre

Im Spiel mit der "Weltsicht-Brille" können schon Kinder lernen, dass es immer ganz verschiedene Perspektiven auf Lebensereignisse geben kann. Da stellt sich die Frage, warum es bis heute zur "Deutschen Wiedervereinigung" scheinbar trotzdem nur eine dominierende Sicht zu geben scheint. Denn dreißig Jahre ist Deutschland mittlerweile wieder eins, aber vereint ist es noch nicht.

Der Literaturkritiker Michael Hametner unternimmt daher einen Streifzug durch die an Missverständnissen reiche Geschichte der deutschen Einheit in Literatur und Bildender Kunst. Dabei hat er viele trennende Geschichten gefunden. Sie sollen dem Glücksfall der deutschen Einheit nicht widersprechen. Aber ein Beitritt ist nun mal keine Einigung. Oft liegen Ursachen für das Uneinssein in den ersten Jahren der deutschen Einheit.

Ob deutsch-deutscher Literatur- und Bilderstreit oder verunglückte »Vereinigungen« von Künstlerverbänden und Akademien: Viele Beispiele zeigen, wo Ostdeutschen Wunden geschlagen wurden, die noch immer nicht verheilt sind. Auf der Suche nach Gerechtigkeit bei der Deutschen Einheit geht der Autor fünf prominent besetzten "Störfällen" in der Literaturszene seit 1990 nach, betrachtet die Ausstellungen, an denen Ex-DDR-Künstler beteiligt waren und fragt, warum es immer noch keinen gemeinsamen Kanon deutscher Kunst gibt. Dabei liefert Hametner keine trockenen Auf- oder Abrechnungen, sondern persönliche Blicke eines Autors, der Teil dessen ist, worüber er schreibt.

Erst wenn alles gesagt ist, ist die Hoffnung groß, die deutsche Einheit in den nächsten Jahren zu vollenden. Und so ist schließlich nicht nur von anhaltenden Beschwerden, sondern auch von Zuversicht zu lesen. Weiteres zum Buch auf der Website des Mitteldeutschen Verlags


Die Ethnologin Juliane Stückrad promovierte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit einer Arbeit über die Kultur des Unmuts. Auf einer Reise durch Peru wird ihr dann - sicher nicht zuletzt auch aus dem gegebenen Abstand heraus - plötzlich klar, dass sie vielleicht doch nicht die Rituale indigener Gesellschaften, vielmehr die Gemeinschaften in der ostdeutschen Provinz erforschen will. Und so macht sie sich eines Tages auf den Weg. Sie begleitet immer wieder Menschen, die oft von Wut und Unmut beherrscht werden, aber auch solche, die dennoch nie den Mut verloren haben. Viele ihrer dabei selbst gemachten Erfahrungen verdeutlichen, dass die sich in einer Diktator anders entwickelte Kommunikationsform in einer freien Demokratie üblichen erst mal "zurechtfinden" muss. Denn im Gegensatz zu früher in einem Land, in dem die Stasi immer mithörte, irritiert eher, dass es zumindest gefühlt kaum noch wirklich Zuhörende zu geben scheint. Umso wichtiger ein Buch, welches insbesondere die bis heute ungehörten und überhörten Geschichten erzählt. Ergänzend zum Buch vertiefende Hör- und AnschauTipps: SWR-Gespräch: Bleiben, wenn es schwierig wird | AL || MDR: "Die Unmutigen, die Mutigen" || Kanon-Verlag



Zeitzeuge Walter Vorwerk über sein Buch "Im Windkanal"

Wenn man mein Buch zur Hand nimmt, fällt zuerst das Cover-Bild auf, ein Gemälde des 92-jährigen Greifswalder Malers Prof. Manfred Prinz. Ich hatte ihn, der eigentlich Landschaftsmaler ist, gefragt, ob er nicht Lust hätte, zu meinem Buch das Cover-Bild zu gestalten. Er sagte zu. Davor hatte ich im Internet ein wunderbares Foto eines Windkanals vom Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR) entdeckt und dort angefragt, ob ich das Bild – natürlich unter Quellenangabe – für mein Buch verwenden könne. Es kam eine Ablehnung, weil sich das Buch nur allegorisch mit der Wirkungsweise des technischen Labors Windkanal beschäftigen würde … Nun gut, diesen Gegenwind habe ich verkraftet und dafür die jetzige Lösung gefunden.

Am Anfang stand der Buchtitel, denn es begann mit dem Sturm der Zeiten, der mir entgegenschlug und ich fühlte mich schon in sehr jungen Jahren wie eine Testfigur im Labor aerodynamischer Untersuchungen, wo die Objekte (z.B. Flugzeuge, Eisenbahnen, Autos) auf ihre aerodynamischen Eigenschaften geprüft werden, dem Luftwiderstand ausgesetzt sind – im Windkanal. Auf der Umschlag-Rückseite des Buches lesen wir: Das Schnelllebigste ist die Zeit. Man kann sie nicht anhalten. Darin liegt die Gefahr, dass vieles vergessen wird, was wichtig erscheinen mag.

Ich musste mich beeilen, dieses Buch zu schreiben, weil auch ich dieser Zeitmaschine ausgesetzt bin. Als Journalist, der in der DDR aufgewachsen ist, gehöre ich zu jener Generation im Osten, die man auch 'Testgeneration' nennen kann – daher der Titel des Buches 'Im Windkanal'. Seit der einseitigen Wendezeit beschäftigt mich der missliche Umstand, dass Leute verschiedener Couleur, die die DDR gar nicht erlebt haben, glauben, 'unsere Vergangenheit bewältigen' zu können oder zu müssen. Zum vollständigen Beitrag ...



Bogensee

Nordöstlich von Berlin, mitten im Wald, am Ufer des Bogensees, befinden sich das weitläufige Areal der ehemaligen Jugendhochschule der FDJ und der sogenannte Waldhof des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels. Die denkmalgeschützten Gebäude stehen seit längerer Zeit leer und die Natur erobert sich allmählich das Gelände zurück.

Mithilfe von Verweisen auf bisherige multimediale Publikationen macht cre-aktiv auf diesen so geschichtsträchtigen Ort aufmerksam.

2021 erschien beispielsweise beim Wallstein-Verlag das Buch von Detlef Siegfried "Bogensee | Weltrevolution in der DDR". Im Klappentext dazu ist zu lesen: "Die DDR war eine bedeutende Drehscheibe des internationalen Kommunismus. An der Jugendhochschule »Wilhelm Pieck« am Bogensee nördlich von Berlin bildete die FDJ seit 1958 junge Revolutionäre aus aller Welt im Marxismus-Leninismus aus. Sie war Schnittstelle einer alternativen Globalisierung, die sich gegen den Kapitalismus richtete und Jugendliche aus den osteuropäischen Ländern, aus Westeuropa und dem globalen Süden vereinte. So sehr die FDJ die »internationale Solidarität« propagierte, so sehr wollte sie allzu enge Kontakte zu den Internationalen unterbinden, die eine Vielzahl politischer Überzeugungen und kultureller Praktiken mitbrachten. Auch ihr Erziehungsanspruch führte zu Konflikten, so dass die Schule ein Raum der internationalen politischen Diskussion war, aber auch von Anpassung und Kritik gleichermaßen – und von Liebe und Sexualität über Grenzen hinweg.

Detlef Siegfried untersucht das globale Miteinander aus der Sicht der internationalen Studierenden. Im Zentrum stehen die Wahrnehmungen und Praktiken junger Dänen, die von 1961 bis 1989 an der Schule präsent waren. Sein Blick auf sie, auf die anderen Skandinavier, auf Lateinamerikaner und Afrikaner zeigt die Internationalen als selbstbewusste, oftmals kritische und im Nachhinein auch selbstkritische Akteure." Details | Wallstein-Verlag | HörTipp: "Ohren auf! „Bogensee: Diktaturen im Wald“ | LeseTipp: Lost Place: Die alte FDJ-Kaderschmiede / Goebbels-Villa am Bogensee - zu finden auf der Website von "Blog@inBerlin" - ein Projekt im Rahmen von inberlin.de

Die Online-Publikation „Bogensee" hingegen ist ein Projekt des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Es bietet eine eine interaktive Ortsbegehung an, deren Ziel es ist, der historisch interessierten Öffentlichkeit ein zeithistorisch fundiertes Informationsangebot zur Geschichte der Jugendhochschule der FDJ am Bogensee und des von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels genutzten „Waldhofes“ zu bieten. Die damit etwas andere Ausstellung ist Teil einer Initiative, das denkmalgeschützte und seit geraumer Zeit brachliegende Gelände als zeithistorischen Erinnerungsort zu beleben.

Vortrag von Dr. Jürgen Danyel, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam am 20.07.2022 im Berliner DDR-Museum

"Der Traum der Revolution“ der finnischen Journalistin Kirsi Marie Liimatainen. Weiterlesen ...



Cover-Klick | Inhaltsverzeichnis

In einer Spiegel-Ausgabe von 1999 wurde seinerzeit zehn Menschen im Alter von 18 bis 81 die Frage danach gestellt, was für sie "Heimat" bedeuten würde. Die Antworten auf diese Frage fielen recht unterschiedlich aus. Siehe auch: Die Welt ist so groß

Was ist Heimat?

23 Jahre später versuchen Jens Korfkamp und Ulrich Steuten eine Klärung des umkämpften "Heimat-Begriffs" in zwölf Buch-Kapiteln. Im zehnten mit der Überschrift "Sehnsucht nach Übersichtlichkeit: Heimat in den 90er Jahren" ist im Zusammenhang damit u. a. vom deutschen Einigungsprozess nach Art. 23 GG und nicht nach Art. 146 GG, der den demokratischen Weg zu einer neuen Verfassung weist, zu lesen. Von einem Vorgehen, das in den alten Bundesländern der Illusion Vorschub leistete, das neue Deutschland sei nur eine Erweiterung der Altrepublik um fünf neue Bundesländer. Davon, dass sich für die ostdeutsche Bevölkerung hingegen die Lebenswelt fundamental veränderte - dadurch die neue Freiheitserfahrung ambivalent erschien, sich Wertskalen umkehrten, vertraute Gewissheiten und Gewohnheiten verloren gingen. Und sich dadurch mehrheitlich Ostdeutsche benachteiligt fühlten. Nicht zuletzt deshalb, weil eingeübte Lebenstechniken und Kommunikationsformen obsolet wurden. Zu diesen Veränderungen gesellten sich als Folge einer ökonomischen Einigungspolitik die sogenannten „Kosten der Vereinigung". In den neuen Bundesländern erschütterten sie vielfach das Vertrauen in die Kraft und Überlegenheit des westlich-marktwirtschaftlichen Systems. Auf Grund der vielfältigen sozialen und ökonomischen Desorientierungserfahrungen kam es zu Verletzungen des individuellen und kollektiven Selbstgefühls. Was mitunter in Teilen der ostdeutschen Bevölkerung nicht zuletzt auch zur Ausbildung von Ressentiments und rechtspopulistischen Stimmungslagen führte. Durch mangelnde Anerkennung und die umfassende Entwertung ihres ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals fühlten sich viele ehemalige DDR-Bürger im vereinten Deutschland als „Zweite-Klasse-Bürger“. Gegenüber den westdeutschen „Kolonisatoren" sahen sich die Ostdeutschen infolge der staatlichen Vereinigung Deutschlands nach wie vor mehrheitlich kollektiv benachteiligt. Wie im Kapitel zwölf weiter zu lesen ist, bezog sich zum einen ihr Gefühl einer Benachteiligung auf ihre ökonomisch prekäre Lage, zum anderen erlebten viele die gegen ihren Willen erfolgte Wiedervereinigung als eine narzisstische Kränkung ihrer Identität.

Das Buch ist beim Wochenschau Verlag zu erwerben. Wie Musiker aus Ost und West das Wort"Heimat" definieren? Dazu zwei HörTipps:

HEIMAT | Dirk Michaelis | Künstlersite

HEIMAT | Johannes Oerding | Künstlersite



Zur LeseProbe | Verlag Mosaik

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, haben Eltern die Chance, eine völlig neue Beziehung zu beginnen. Viele wünschen sich das glücklichste Kind der Welt zu Hause. Sie sind bereit, alles dafür zu tun, dass die Kindheit zur schönsten Zeit in seinem Leben wird. Dieser Anspruch begründet zugleich außerordentliche Erwartungen der Eltern an sich selbst. Wenn sich dann Gefühle von Unverstandensein, Zurückweisung oder Enttäuschung einstellen, kann es zu erheblichen Konflikten in der Eltern-Kind-Beziehung kommen. Für manche Eltern ist es die schwerste emotionale Verletzung, wenn ihre Kinder sie nicht so lieben, wie sie es sich ersehnt hatten. Siehe auch: "Wie Sie Enttäuschung überwinden und die Liebe Ihres Kindes neu entdecken"

Mehr dazu, wie alle Beteiligten dafür sorgen können, ein gutes Miteinander hinzubekommen, in einer Goldkind-Podcast-Folge:

Auch Julia Meyn stellt Dr. Oliver Dierssen noch mal 19 Fragen zu seinem Buch “Wenn dir dein eigenes Kind fremd ist und es deinem Kind mit dir genauso geht - erschienen am 13. Oktober 2022 im mosaik Verlag: Interview mit Oliver Dierssen



Lieblosigkeit macht krank

Gerald Hüther, Neurobiologe und Verfasser zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen, Initiator und Vorstand der "Akademie für Potentialentfaltung", ist nicht nur der Meinung, dass Lieblosigkeit krank macht. Er fügt noch hinzu, dass es auch nicht liebevoll sein kann, die Verantwortung für sich selbst an andere abzugeben.

Unter der Überschrift "Es ist nie zu spät, um gesund zu werden" ist im Klappentext zunächst zu lesen: "Die Fortschritte der Medizin sind beeindruckend – und dennoch leiden viele von uns an „Leib und Seele“. Wie kann das sein? Gerald Hüther, Gehirnforscher, Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung und Bestsellerautor geht der Frage nach, weshalb uns das beste und teuerste Gesundheitssystem der Welt nicht gesünder macht: Weil jeder Heilungsprozess, auch wenn er von der modernsten Medizin unterstützt wird, letztlich immer ein Selbstheilungsprozess des Körpers ist. Anhand der Funktionsweise des Gehirns macht der Autor auf bemerkenswert einfache und überzeugende Weise verständlich, wie sehr unsere Selbstheilungsfähigkeit durch liebloses Verhalten sich selbst und anderen gegenüber unterdrückt wird. Weil sich Lieblosigkeit in unserer, von ökonomischen Zwängen beherrschten, globalisierten und digitalisierten Welt zunehmend ausbreitet, werden immer mehr Menschen nicht nur seelisch, sondern auch körperlich krank. Gerald Hüther schlägt einen ebenso wirksamen wie leicht begehbaren Weg vor, den jede und jeder Einzelne ab sofort beschreiten kann, um aus dieser Verirrung herauszufinden." Zum Vertiefen der aktuell bleibenden Inhalte des in Pandemiezeiten erschienenen Buches bieten sich an die LeseProbe des Herder Verlags, die SWR Lesenswert-Rezension von Barbara Dobrick (AL), das Hörbuch auf Spotify sowie ein Video | KF.



Coverklick führt zum Inhaltsverzeichnis

Um in euch das Feuer zu entfachen

Der gewählte Buchtitel geht übrigens auf Josephine Baker zurück. Stephanie Zibell dazu: "In einer im Jahr 1963 gehaltenen Rede forderte sie junge Menschen auf, sich gegen jede Form der Diskriminierung und Ausgrenzung zur Wehr zu setzen. Aber nicht mit Gewalt, sondern mit der Kraft und der Macht des Wortes. Das ist auch mir wichtig ist: Mit der Kraft und der Macht des Wortes ein Feuer im Herzen der Leserschaft zu entfachen." Gelingen dürfte das der Buchautorin mit wieder gegebenen Redeauszügen und geführten Gesprächen mit 50 portraitierten Frauen ganz sicher.

Julia Meyn fragt weiter in einem Interview: "Wer sollte Ihr Buch lesen? Was möchten Sie damit erreichen?" Stephanie Zibells Antwort: "Mein Ziel ist es, nicht nur interessante und wichtige Rednerinnen und ihre Reden vorzustellen, sondern diese Reden in einen zeitlichen und thematischen Kontext einzubinden. Dadurch wird es der Leserschaft möglich, Veränderungen in Bezug auf die Ansprüche, Wünsche und Ziele von Frauen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte zu erkennen. Wer diesen Gedanken überzeugend oder zumindest interessant findet, der sollte das Buch unbedingt lesen."

Julia Meyn: "Eignet sich Ihr Buch auch für Männer?" Stephanie Zibells Antwort: "Aber selbstverständlich! Schließlich geht es in dem Buch nicht nur um frauenspezifische, sondern auch um Themen, wie die Frage von Krieg und Frieden, mit der sich einige der hier vorgestellten Frauen befasst haben. Das ist zweifellos ein Thema, das nicht nur Frauen, sondern vor allem Männer betrifft. Der gegenwärtig in der Ukraine tobende Krieg hat das noch einmal verdeutlicht." Zum vollständigen Interview

Weitere Details samt Klappentext auf der Website des herausgebenden S. Marix Verlages | Verlagshaus Römerweg

HörTipp: Gespräch mit Stephanie Zibell bei Radio Bremen zum Buch:





Weitere SurfTipps


„Legen Sie los, bauen Sie ein Floß, ein Musikinstrument, einen Beamer aus Karton!“ So die Aufforderung von Jenny Friedrich-Freksa in der vierten Ausgabe 2021 des Magazins KULTURAUSTAUSCH mit Themenschwerpunkt übers "Selbermachen" mit zehn Anleitungen aus aller Welt zum Nachbauen. Siehe auch: „Menschen bewahren Geschichten in Gegenständen auf“

70 Jahre Menschen aus aller Welt und Themen, die sie bewegen, 70 Jahre Kulturaustausch. Ein Interview mit Jenny Friedrich-Freksa